Der Anatolischer Hirtenhund ist ein Sammelbegriff für die verschiedenen Linien Kangal, Akba, Karaba und den Kars-Hund. Die großen türkischen Kraftpakete zählen zu den Herdenschutzhunden und sind in der Haltung somit nicht ganz einfach.
Rasse: | Anatolischer Hirtenhund |
Herkunft: | Türkei |
Größe: | 71-86 cm |
Gewicht: | 45 kg + |
Lebenserwartung: | 10-13 Jahre |
Felllänge: | Kurzhaar |
Fellfarbe: | Schwarz, Orange/Mahagoni, Blau/Silber, Braun/Schokobraun, Creme, Weiß, Rehfarben, Sandfarben |
Aufgaben: | Schafe hüten |
Listenhund: | Nein. Die Haltung des Kangals ist aber in Hamburg und in Hessen nur nach einem Wesenstest erlaubt. |
FCI Gruppe: | 2. Pinscher – Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde |
FCI Standard: | 331 |
FCI Rasse Standards: | FCI Standards (PDF) |
Unter dem Begriff „Anatolischer Hirtenhund“ versteht man eigentlich die Zusammenfassung von vier unterschiedlichen Hirtenhund-Linien: Der Akba, der Kangal, der Karaba und der Kars Hund. Der exakte Ursprung dieser großen Herdenschutzhunde ist allerdings bis heute nicht genau geklärt. Der erste Vertreter dieser Hunderasse wurde wohl 1592 in einem Reisebericht erwähnt. Es wird zudem gemutmaßt, dass die riesigen Vierbeiner von doggenartigen Jagdhunden abstammen.
Der Anatolische Hirtenhund wurde damals sowohl von Nomaden, als auch von der sesshaften Bevölkerung für das Hüten von Herden eingesetzt. So musste der kräftige Vierbeiner die heißen Sommer und die extrem kalten Winter gleichermaßen im Freien verbringen. Sein Fell passte sich stets den Witterungen an, sodass die Einheimischen einen zuverlässigen Wächter bei jedem Wetter hatten.
Mit der Zeit gelangen die großen Hirtenhunde auch nach England und die USA, wo sie von nun an auch gezüchtet wurden. Die FCI veröffentlichte den ersten offiziellen Standard der Hunderasse im Jahr 1980, worin sie mehrere unterschiedliche Linien unter der Bezeichnung „Anatolischer Hirtenhund“ zusammenfasste.
Alle verschiedenen Linien des Anatolischen Hirtenhundes haben zwar kleine optische Unterschiede aber viele gemeinsame Wesenszüge. So ist der stolze Hüne bei artgerechter Auslastung recht entspannt und ausgeglichen. Durch seinen Einsatz als Herdenschutzhund zeigt er sich wachsam und mutig, zugleich auch sehr klug und selbstständig. Fremden gegenüber ist er oft skeptisch aber dennoch nie aggressiv. Der Beschützerinstinkt des großen Vierbeiners ist zudem stark ausgeprägt und nimmt im Dunkeln noch weiter zu. Gerne zeigt er dominant, was sein Revier ist, verteidigt dies aber auch immer friedlich. Wurde der Anatolische Hirtenhund im ersten Lebensjahr allerdings nicht ausreichend sozialisiert und trainiert, kann es bei Begegnungen mit anderen Vierbeinern durchaus etwas ungemütlich werden. Diese möchte er dann weitestgehend dominieren, wodurch ein erhöhtes Konfliktpotential entsteht.
Auch wenn der Hirtenhund selbständig ist, hat er trotzdem gerne Kontakt zu seinem Besitzer oder zu seiner Familie. Er zeigt sich ebenso anhänglich und kuschelbedürftig wie andere Hunde auch. Da in der Erziehung viel Konsequenz und Erfahrung gefragt ist, handelt es sich allerdings nicht um eine Hunderasse, die sich für Hundeanfänger eignet.
In der Optik unterscheiden sich die vier Linien des Anatolischen Hirtenhundes schon weitaus mehr. Der Akba hat einen hellen Kopf und trägt somit im Vergleich zu seinen verwandten Artgenossen keine schwarze Maske. Er hat ein langhaariges Fell und ist vom Körperbau etwas schlanker. Seine Läufe sind zudem höher als bei den anderen.
Der Kangal und der Karaba sind optisch wiederum recht identisch. Beide tragen eine schwarze Maske. Sie haben einen breiteren Schädel als der Akba. Bei dem Kars-Hund sind große Ähnlichkeiten zum Kaukasischen Owtscharka zu sehen. Er hat stockhaariges Fell und ebenfalls eine schwarze Maske.
Der Herdenschutzhund braucht jede Menge Auslastung. Eine Haltung in der Stadt eignet sich für den aktiven Vierbeiner weniger. Er möchte lieber mehrere Stunden am Tag außen in der Natur verbringen. Hier eignet sich ein eigener Garten genauso wie ausgedehnte Spaziergänge.
Als eigenständiger Hirtenhund neigt das Tier nicht gerade zur Unterwürfigkeit. Der Halter sollte also immer genau wissen was er gerade tut und das Training strikt umsetzen. Zeigen Sie Schwäche oder sind Sie nicht konsequent genug, nutzt das der Vierbeiner schnell zu seinen Gunsten aus. Für Hundeanfänger ist der Anatolische Hirtenhund also eher nicht geeignet.
Das dichte Fell des Hirtenhundes muss alle paar Tage gebürstet werden. Da der Riese jede Menge Haare hat, ist hierfür einiges an Zeit einzuplanen. Während des Fellwechsels, ist es am besten, Sie bürsten das Haarkleid sogar täglich. Ansonsten haben Sie viele herumfliegende Haarbüschel in Ihrer Wohnung. Regelmäßiges Baden oder Scheren ist bei dem Anatolischen Hirtenhund allerdings nicht notwendig.
Da die Herdenschutzhunde für das Leben in der freien Natur gezüchtet wurden, sind Sie äußerst robust und widerstandsfähig. Für Krankheiten sind sie deshalb weniger anfällig als andere Hunderassen. Wegen Ihrer Größe kann es allerdings zu einer Hüftdysplasie kommen. Um hier das Risiko zu senken, muss gerade in der Wachstumsphase auf die richtige Belastung geachtet werden. Treppensteigen oder langes Rennen neben dem Fahrrad sollte anfangs noch vermieden werden. Damit das Wachstum des Welpen nicht zu schnell voran schreitet, wäre es ideal, wenn Sie ab der 6. Woche proteinarm füttern. Übergewicht gilt es natürlich auch bei dieser Rasse zu vermeiden, da jedes zusätzliches Kilo die Gelenke belastet und somit langfristig zum Verschleiß führen kann.
Damit die Reinrassigkeit des Hundes gewährleistet ist, entscheiden sich die Züchter in der Regel für eine der vier Linien. Wer also gerne einen Welpen möchte, sollte sich vorab überlegen, ob er einen Akba, einen Kangal, einen Karaba oder einen Kars-Hund möchte. Hier gilt es vor allem die optischen Unterschiede zu beachten.
Des Weiteren informieren Sie sich bitte vorher, ob die Haltung in Ihrem Bundesland an bestimmt Bedingungen geknüpft ist. So fordern Hamburg und Hessen bei der Haltung von Kangalen und auch bei Hunden, die mit dem Kangal gekreuzt wurden, einen Wesenstest des Tieres. Teilweise ist auch ein Sachkundenachweis des Halters erforderlich. In den anderen Bundesländern gibt es aktuell keine Auflagen.
Gerade Welpen des Anatolischen Hirtenhundes werden leider oftmals illegal aus Osteuropa geschmuggelt. Achten Sie also unbedingt auf die Seriosität Ihres Züchters. Ausgewöhnlich günstige Preise sollten Sie stutzig machen. Die Welpen aus illegalen Tiertransporten sind oftmals krank, sind unter schlechten Bedingungen aufgewachsen und wurden entsprechend unzureichend sozialisiert. Das Zusammenleben mit so einem Hund ist dann nicht einfach - wenn dieser sein erstes Lebensjahr denn überhaupt überlebt.
Professionelle Züchter gehören Zuchtvereinen an und müssen bestimmt Standards erfüllen. Hier ist es in der Regel unproblematisch die Elterntiere kennenzulernen und sich von deren Gesundheit und Wesen zu überzeugen. Zudem können Sie sich hier auch den Nachweis über Gesundheitstest zeigen lassen. Ein Welpe dieser Rasse kostet zwischen 800 und 1000 Euro.
Fehler: Kontaktformular wurde nicht gefunden.