Der Chesapeake Bay Retriever (Neufundländer) ist die einzige Retriever-Rasse, die aus den USA stammt. Zwar wurde der Vierbeiner zur Jagd gezüchtet, allerdings eignet er sich auch als Wach- und Schutzhund.
Rasse: | Chesapeake Bay Retriever |
Herkunft: | USA |
Größe: | 53-66 cm |
Gewicht: | 25-36 kg |
Lebenserwartung: | 10-12 Jahre |
Felllänge: | Kurzhaar |
Fellfarbe: | Braun/Schokobraun, Rehfarben |
Aufgaben: | Wasserjagd, Apportieren |
Listenhund: | nein |
FCI Gruppe: | 8. Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde |
FCI Standard: | 263 |
FCI Rasse Standards: | FCI Standards (PDF) |
Die Entstehungsgeschichte des amerikanischen Vierbeiners ist bis heute nicht genau geklärt. Allerdings existiert eine Erzählung hierzu. So sollen 1807 zwei St. John’s-Newfoundland-Hunde an der Chesapeake Bay (im Bundesstaat Maryland) per Schiff angekommen sein. Die beiden Neufundländer, „Sailor“ und „Canton“ mussten lange im kalten Wasser frieren, bevor sie von Menschen gerettet wurden. Die Einwohner zeigten sich von den Talenten der beiden, im Wasser zu überleben, so begeistert, dass sie ihnen das Apportieren von Enten beibrachten.
Man geht davon aus, dass sich die Chesapeake Bay Retriever aus diesen beiden Überlebenskünstlern entwickelt haben. Wissenschaftler vermuten, dass die Rasse aus Kreuzungen mit dem Flat-Coated Retriever, dem Curly-Coated Retriever und dem Irish Water Spaniel entstanden ist. Auch Setterrassen und Coonhounds wurden wohl eingekreuzt. 1878 erkannte der American Kennel Claub den Chesapeake Bay Retriever als eigenständige Rasse an. 1908 gründete sich dann der erste American Chesapeake Bay Retriever Club. Die FCI erkannte die neue Rasse erst deutlich später an, nämlich 1964.
In Deutschland sind Rassevertreter noch eher selten zu finden. Betreut wird die Zucht vom Deutschen Retriever Club im VDH.
Der Chesapeake Bay Retriever oder auch Neufundländer ist ein besonders arbeitswilliger und eifriger Vierbeiner. Konzentriert und zielstrebig geht er seinen Aufgaben nach und geht hierbei zudem sehr ausdauernd vor. Dabei nimmt er auch jegliche Hürden auf sich. Ob eiskaltes Wasser oder Dornengestrüpp – der US-Retriever lässt sich von absolut nichts abhalten. Zudem hat der Vierbeiner bei der Arbeit auch offensichtlich jede Menge Spaß. Seine Freude ist fast schon ansteckend, sodass man selbst gerne mithelfen möchte. Die Talente des Hundes sind aber nicht nur auf die Jagd und das Apportieren beschränkt, sondern er gibt auch einen guten Schutz- und Wachhund ab. Aufgrund seiner Vielseitigkeit kann der Chesapeake auch als Rettungs- oder Stöberhund eingesetzt werden.
Trotz des enormen Arbeitswillens hat der Neufundländer eine zarte Hundeseele. Er baut zu seinem Halter oder seiner Familie eine tiefe Bindung auf und sucht auch stets deren Nähe. Im Vergleich zu anderen Retrievern zeigt sich der Chesapeake allerdings außergewöhnlich stur. Die Erziehung des Hundes ist daher nicht immer einfach. Der Vierbeiner wird an so manchen Befehlen zweifeln und die Sinnhaftigkeit der Kommandos hinterfragen. Einen souveränen Hundeführer wird der Vierbeiner aber auf jeden Fall als solchen anerkennen. Ihm wird er treu folgen.
Wenn der US-Retriever nicht arbeiten darf und deshalb nicht zur Genüge ausgelastet wird, kann er unerwünschte Verhaltensweisen zeigen. Eine Haltung ausschließlich als Familienhund reicht für den Neufundländer nicht aus. Wer keine Möglichkeit hat, den Hund intensiv apportieren zu lassen, kann ihm auch Aufgaben als Wachhund geben. Findet der Chesapeake Bay Retriever keine passende Arbeit, wird er sich bemühen, eine zu finden. Oft zeigen die Hunde dann ein ausgeprägtes Revierverhalten. Jeder Besucher wird sofort verbellt, was für alle Anwohner nervig und belastend werden kann.
Auch der Körperbau des Vierbeiners weist darauf hin, dass es sich durch und durch um ein Arbeitstier handelt. Mit einer Widerristhöhe von 53-66 cm und einem Gewicht von 25-36 kg hat der Retriever eine kräftige und stattliche Figur. Sein muskulöser und athletischer Körper ermöglicht es dem Hund, schnelle und ausdauernde Leistung zu zeigen. Innerhalb der Rasse haben sich mit der Zeit verschiede Typen entwickelt. Es gibt den kompakt gebauten Typ, einen sportlichen, hochläufigen Typ und noch einen großen, kräftigen Typ.
Das Fell des Hundes sollte kurz sein und 4 cm an keiner Stelle des Körpers überragen. Unter dem dichten Deckhaar findet sich eine relativ feine Unterwolle, die den Wasserhund vor äußeren Einflüssen schützen soll. Was die Fellfarbe angeht, so zeigt sich der Chesapeake quasi in Tarnfarben. So sind die Farbvariationen an die Umgebung angepasst. Ob ein trockener Gras-Ton, ein helles Rot, Grau-Braun oder unterschiedliche Brauntöne – diese Rasse hat definitiv eine breite Farbpallette zu bieten. Einfarbige Rassevertreter sind nach Standard erwünscht. Dennoch ist ein weißer Fleck an der Brust, am Bauch oder an den Pfoten erlaubt.
Als Arbeitstier muss der Chesapeake Bay Retriever täglich ausreichend ausgelastet werden – und zwar körperlich und auch geistig. Lange Spaziergänge oder ausgiebige Rad- und Joggingtouren machen dem Vierbeiner zwar Freude, lasten den arbeitseifrigen Retriever aber nicht ansatzweise aus. Idealerweise wird der Chesapeake auch heute noch als Jagdhund gehalten. In diesem Fall könnte er weiter ausdauernd seiner Arbeit nachgehen und schließlich glücklich und zufrieden abends in sein Hundebett fallen. Gehen Sie aber nicht auf die Jagd, müssen sie einen passenden Ersatz finden. Apportiertraining, Hundesport oder auch eine Ausbildung zum Rettungshund wären hier gute Alternativen. Auch die Leidenschaft für das Wasser sollte immer noch berücksichtigt werden. Regelmäßiges Planschen im kühlen Nass und eine Ausweitung des Trainings bzw. des Sports im Wasser sorgen bei dem Chesapeake für pure Euphorie.
Eine Haltung in der Stadt ist für den aktiven Vierbeiner nicht unbedingt das Richtige. Er liebt das Herumstöbern in der freien Natur und ist dabei auch immer auf der Suche nach Bademöglichkeiten. In der Stadt können Sie ihm dies kaum bieten. Zudem lässt sich der Wach- und Schutztrieb des Retrievers in der Stadt schlecht kontrollieren.
Aufgrund des Arbeitsdrangs und seiner Eigenwilligkeit ist der Chesapeake Bay Retriever nicht für Hundeanfänger geeignet. Auch Familien, die nicht die Zeit mitbringen, den Vierbeiner ausreichend zu beschäftigen, sind als Halter ungeeignet. Alleinstehende Personen oder auch sportliche Paare, die dem Vierbeiner passende Aufgaben zuteilen können, wären passendere Chesapeake-Besitzer.
Das Haarkleid des Vierbeiners ist recht pflegeleicht. Ein gründliches Bürsten ein- bis zweimal pro Woche genügt völlig, um Schmutz zu entfernen und den natürlichen Glanz des Fells zu erhalten. Des Weiteren sollten Sie regelmäßig die Schlappohren Ihres Hundes kontrollieren. Hier können sich Dreck und auch Parasiten festsetzen, was wiederum zu unangenehmen Entzündungen führen kann.
Grundsätzlich können auch bei dieser Rasse bestimmte Krankheiten gehäuft auftreten. Hierzu gehören die Hüft- und Ellenbogendysplasie aber auch Augenerkrankungen. Die Zucht der Chesapeakes unterliegt allerdings sehr strengen Auflagen. So müssen sich Zuchttiere vorab einem Wesenstest unterziehen, die Begleithundeprüfung ablegen und sie werden zudem auch auf mögliche Erbkrankheiten getestet. Das Risiko, dass ihr Welpe eine dieser Krankheiten in sich trägt, wird dadurch natürlich reduziert. Dennoch sollten Sie ihren Hund mindestens einmal pro Jahr von einem Tierarzt untersuchen lassen, damit Auffälligkeiten früh erkannt werden.
In den USA ist der Chesapeake Bay Retriever weiterhin eine beliebte Hunderasse. Dort wird er immer noch als Jagd- oder Wachhund eingesetzt. Auch im europäischen Raum hat die Beliebtheit des Vierbeiners in den letzten Jahren stets zugenommen. In Deutschland kamen im Jahr 2020 rund 47 offiziell registrierte Chesapeake Welpen zur Welt. Wenn Sie Interesse an einem solchen Welpen haben, wenden Sie sich am besten an die Retriever-Vereine und finden Sie dort einen passenden Züchter. Lernen Sie diesen und auch die Zuchttiere im Idealfall persönlich kennen, sodass Sie sich von den Zuchtbedingungen überzeugen können.
Denken Sie vor der Anschaffung eines Chesapeakes gründlich darüber nach, ob Sie auch tatsächlich für die passende Auslastung sorgen können. Der Vierbeiner ist weiterhin ein Arbeitstier und wird unglücklich, wenn er nicht arbeiten darf. Möchten Sie einen Familienhund, sind andere Rassen eher geeignet.
Für einen reinrassigen Chesapeake Welpen dürfen Sie mit einem Preis von ca. 1300 Euro rechnen. Wesentlich günstigere Preise sollten Sie hinterfragen, hier könnte es sein, dass die Zucht nicht seriös ist.
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